Flüchtlingshilfe

Kinder aus dem Kriegsgebiet der Ukraine

Die multikulturellen Städte der Schweiz wie Genf, Basel oder Zürich verfügen über langjährige Erfahrungen mit Zuwanderern aus Krisenregionen: In den 80er Jahren mit den lateinamerikanischen Folteropfern der chilenischen Militärdiktatur und den Erdbebenopfer aus Süditalien, in den 90er Jahren mit den Kriegsopfern aus Kroatien, dann aus Bosnien, vor Jahren aus Kosovo und aus dem albanischen Mazedonien, kürzlich aus Tschetschenien.
            
In der Schule manifestieren sich Symptome des posttraumatischem Stress’ oder Anpassungsstörungen in Form von Lern- oder Verhaltensproblemen, Depressivität oder Aggressivität. Psychotraumata bei Schulkindern aus Flüchtlingsfamilien werden häufig nicht diagnostiziert bzw. als heilpädagogisches Problem oder „interkultureller“ Konflikt beurteilt.
             
Die betroffenen Kinder leiden oft beträchtlich – aufgrund der belastenden Erlebnisse und der unsicheren aufenthaltsrechtlichen Perspektiven ihrer Familie im Aufnahmeland. In der Praxis stellt sich immer wieder die Frage, wie solche Kinder behandelt werden sollen. Erfahrungen beim Schulärztlichen-Schulpsychologischen Dienst der Stadt Zürich zeigen, dass gruppentherapeutische Verfahren ein Mittel der Wahl sind, um Verarbeitungsprozesse in Gang zu setzen und um Isolations- und Schuldgefühle durchzubrechen.

Neben therapeutischer Hilfe brauchen kriegstraumatisierte Kinder in der „Fremde“ ein sicheres und emotional unterstützendes Umfeld. Dazu gehören die strukturgebende Stabilität des Schulalltags und die pädagogische Professionalität von interkulturell kompetenten Lehrpersonen. Dazu gehört auch die Einbeziehung und Beratung der verunsicherten Eltern, was jedoch nicht selten sehr schwierig ist. Eltern von kriegstraumatisierten Kindern sind sehr oft selbst durch Flucht und eigener Traumatisierungen beeinträchtig. Manchmal befürchten sie, unter anderem aufgrund der Schulprobleme und Verhaltensauffälligkeiten ihrer Kinder, erneut vertrieben oder ausgeschafft zu werden. Es kann dann sein, dass sie die in der Schule manifestierten Störungen verleugnen und sowohl pädagogische als auch therapeutische Angebote ablehnen.

© Peace Corps 2014